Aus­wahl von Beur­tei­lungs­feh­lern, die durch Wider­spruch, Beur­tei­lungs­kla­ge oder im Kon­kur­ren­ten­streit­ver­fah­ren gerügt wer­den können.

1. Unrich­ti­ger Sachverhalt

Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, die sich auf Ein­zel­vor­komm­nis­se oder Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen stüt­zen, sind feh­ler­haft, wenn ihnen ein unrich­ti­ger Sach­ver­halt zugrun­de gelegt ist (Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt (BVerwG) v. 26.6.1980 — 2 C 8.78 -, juris Rn. 22, BVerw­GE 60, 245; BVerwG v. 17.09.2015 — 2 C 27/44 -, juris Rn 17 ff; Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) v. 18.8.2009 — 9 AZR 617/08 -, juris Rn. 44, BAGE 131, 367).

  • Wer­den in dienst­li­chen Beur­tei­lun­gen Ein­zel­vor­komm­nis­se kon­kret benannt, ist der jewei­li­ge Sach­ver­halt im Streit­fall auf sei­ne Rich­tig­keit hin gericht­lich voll zu über­prü­fen. Der Dienst­herr muss den Sach­ver­halt (die Tat­sa­chen) dar­le­gen und beweisen.
  • Wer­den dienst­li­che Beur­tei­lun­gen oder in ihr ent­hal­te­ne Ein­zel­ur­tei­le auf all­ge­mein gehal­te­ne Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen gestützt, d.h. ent­hal­ten die Beur­tei­lun­gen oder die Ein­zel­ur­tei­le einen sog. Tat­sa­chen­kern, der auch für einen unbe­tei­lig­ten Drit­ten erkenn­bar ist, so hat auch hier das Gericht zu über­prü­fen, ob der Dienst­herr von einem zutref­fen­den Sach­ver­halt aus­ge­gan­gen ist.

2. Man­geln­de Plau­si­bi­li­tät von Wert­ur­tei­len / Ver­stoß gegen Plausibilisierungspflicht

Beur­tei­le­rin­nen oder Beur­tei­ler sind nicht ver­pflich­tet, dienst­li­che Beur­tei­lun­gen mit Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen zu unter­le­gen. Sie kön­nen sich auf die Abga­be von Wert­ur­tei­len beschrän­ken. Die Kon­troll­dich­te der Gerich­te rich­tet sich danach, wie dienst­li­che Beur­tei­lun­gen begrün­det wer­den (BAG v. 18.8.2009 — 9 AZR 617/08 -, juris Rn. 43, BAGE 131, 367). Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, die als Wert­ur­teil nicht plau­si­bel, d.h. nicht nach­voll­zieh­bar und in sich wider­sprüch­lich sind, sind feh­ler­haft (BVerwG v. 26.6.1980 — 2 C 8.78 -, juris Rn. 22 ff., BVerw­GE 60, 245; BVerwG v. 17.09.2015 — 2 C 27/44 -, juris Rn 17 ff; BAG v. 18.8.2009 — 9 AZR 617/08 -, juris Rn. 43 f., BAGE 131, 367).

  • Rei­ne Wert­ur­tei­le las­sen nicht in einer dem Beweis zugäng­li­chen Wei­se erken­nen, auf wel­cher bestimm­ten Tat­sa­chen­grund­la­ge sie beru­hen. Der Dienst­herr ist daher ver­pflich­tet, all­ge­mein oder pau­schal for­mu­lier­te Wert­ur­tei­le im Beur­tei­lungs­ge­spräch oder im Wider­spruchs­ver­fah­ren durch Erläu­te­run­gen und Kon­kre­ti­sie­run­gen plau­si­bel und nach­voll­zieh­bar zu machen (Plau­si­bi­li­sie­rungs­pflicht des Dienst­herrn). Dazu kann der Dienst­herr tat­säch­li­che Vor­gän­ge oder wei­te­re Wert­ur­tei­le anfüh­ren. Das Gericht hat dann auf der Grund­la­ge sol­cher Erläu­te­run­gen und Kon­kre­ti­sie­run­gen nach­zu­prü­fen, ob der nach­ge­scho­be­ne Sach­ver­halt rich­tig oder das Wert­ur­teil plau­si­bel, nach­voll­zieh­bar und in sich wider­spruchs­frei ist (BVerwG v. 26.6.1980 — 2 C 8.78 -, juris Rn. 23., BVerw­GE 60, 245; BVerwG v. 17.09.2015 — 2 C 27/44 -, juris Rn 20). 
  • Die zu beur­tei­len­de Per­son löst die Plau­si­bi­li­sie­rungs­pflicht schon dann aus, wenn sie das Gesamt­ur­teil oder Ein­zel­be­wer­tun­gen als “nicht nach­voll­zieh­bar” bean­stan­det (OVG NRW v. 02.04.2019 — 6 B 1708/18 -, juris Rn. 22; Von der Wei­den, juris­PR-BVerwG 11/2018 Anm.6). Unter Plau­si­bi­li­sie­rung ist eine inhalt­li­che Erklä­rung zu ver­ste­hen, mit der der Dienst­herr für eine bereits erstell­te (abge­fass­te) dienst­li­che Beur­tei­lung die tra­gen­den Grün­de und Argu­men­te dar­stellt, die zu den Wert­ur­tei­len geführt haben (OVG NRW v. 02.04.2019 — 6 B 1708/18 -, juris Rn. 24; BVerwG v. 19.09.2020 — 2 C 2/20 -, juris Rn 35). 
  • Hält die zu beur­tei­len­de Per­son die dienst­li­che Beur­tei­lung trotz einer Erläu­te­rung des Dienst­herrn für nicht hin­rei­chend plau­si­bel, liegt es an ihr, kon­kre­te Punk­te zu benen­nen, die sie ent­we­der für unklar oder für unzu­tref­fend hält (BVerwG vom 01.03.2018 — 2 A 10/17 -, juris Rn 37). Der Ver­pflich­tung des Dienst­herrn zur Plau­si­bi­li­sie­rung kor­re­spon­diert damit eine Dar­le­gungs­pflicht der zu beur­tei­len­den Per­son für ihren Erläu­te­rungs­be­darf. Die zu beur­tei­len­de Per­son hat klar­zu­stel­len, hin­sicht­lich wel­chen Wert­ur­teils und aus wel­chem Grund sie einen wei­te­ren Erläu­te­rungs­be­darf sieht. 
  • Stützt der Dienst­herr sein Wert­ur­teil auf eine „Viel­zahl von Beob­ach­tun­gen und Ein­drü­cke“ vom Cha­rak­ter, dem Auf­tre­ten und der Arbeits­wei­se der zu beur­tei­len­den Per­son im Beur­tei­lungs­zeit­raum, so kann das Gericht nicht die Dar­le­gung und den Nach­weis ein­zel­ner Tat­sa­chen ver­lan­gen (BVerwG v. 26.6.1980 — 2 C 8.78 -, juris Rn. 22, BVerw­GE 60, 245; VGH Baden-Würt­tem­berg v. 06.04.2020 — 4 S 3207/19 -, juris Rn 12). Ansons­ten müss­te der Dienst­herr über den gesam­ten Beur­tei­lungs­zeit­raum sol­che Ein­zel­be­ob­ach­tun­gen und Ein­zel­vor­gän­ge schrift­lich erfas­sen, was zu einem unge­recht­fer­tig­ten Ver­wal­tungs­auf­wand füh­ren wür­de. Der Dienst­herr ist aber auch hier ver­pflich­tet, die Grund­la­gen der dienst­li­chen Beur­tei­lung und der in ihr ent­hal­te­nen Wert­ur­tei­le näher zu erläu­tern und zu kon­kre­ti­sie­ren. Das Gericht über­prüft dann die Plau­si­bi­li­tät und Nach­voll­zieh­bar­keit der Bewertungen. 
Wert­ur­tei­le und Tat­sa­chen sind oft­mals schwie­rig von­ein­an­der zu tren­nen. Da die Gerich­te aber auch rei­ne Wert­ur­tei­le auf ihre Plau­si­bi­li­tät hin über­prü­fen, ist Rechts­schutz auch in sol­chen Fäl­len gewährleistet. 

Das gilt ins­be­son­de­re für dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, die sich für die Ein­zel­be­wer­tun­gen eines Ankreuz­ver­fah­rens ohne zusätz­li­che indi­vi­du­el­le text­li­che Begrün­dun­gen bedie­nen. Das BVerwG hat das sog. Ankreuz­ver­fah­ren als zuläs­sig erach­tet, dafür aber bestimm­te Anfor­de­run­gen auf­ge­stellt (BVerwG v. 17.09.2015 — 2 C 27.14 -, juris Rn 11; BVerwG v. 28.01.2016 — 2 A 1/14 -, juris Rn. 32; BVerwG v. 02.03.2017 — 2 C 21.16 -, juris Rn. 62). Nicht nur müs­sen die Bewer­tungs­merk­ma­le hin­rei­chend dif­fe­ren­ziert, die Noten­stu­fen text­lich defi­niert und das Gesamt­ur­teil durch ent­spre­chen­de Begrün­dung aus den Ein­zel­be­wer­tun­gen plau­si­bel her­zu­lei­ten sein, son­dern der Dienst­herr muss auch auf Ver­lan­gen der zu beur­tei­len­den Per­son die im Ankreuz­ver­fah­ren vor­ge­nom­me­nen Ein­zel­be­wer­tun­gen im wei­te­ren Ver­fah­ren plau­si­bi­li­sie­ren (OVG NRW v. 02.04.2019 — 6 B 1708/18 -, juris Rn.20).

Der Plau­si­bi­li­sie­rung kommt aber auch bei einer zen­tra­li­sier­ten Beur­tei­lung, die mit frei­text­li­chen Leis­tungs- und Befä­hi­gungs­be­rich­ten ver­bun­den ist, die aus sich her­aus kei­nem Noten­sys­tem zuge­ord­net sind, eine beson­de­re Bedeu­tung zu (OVG Ber­lin-Bran­den­burg v. 14.06.2012 — OVG 6 S 53.11 -, juris Rn 17, 20). 

Beruht eine dienst­li­che Beur­tei­lung voll­stän­dig oder teil­wei­se auf Beur­tei­lungs­bei­trä­gen Drit­ter, umfasst die Pflicht zur Plau­si­bi­li­sie­rung der Beur­tei­lung auch eine Erläu­te­rung, wie aus die­sen Bei­trä­gen die in der dienst­li­chen Beur­tei­lung ent­hal­te­nen Wert­ur­tei­len ent­wi­ckelt wur­den (BVerwG v. 01.03.2018 — 2 A 10/17 -, juris Rn 33). 

Die Plau­si­bi­li­sie­rung durch den Dienst­herrn ist noch im gericht­li­chen Ver­fah­ren mög­lich, wobei dann aber Anlass bestehen kann, dass dem beklag­ten Dienst­herrn, auch wenn er obsiegt, nach § 155 Abs. 4 VwGO die Kos­ten des Ver­wal­tungs­streit­ver­fah­rens auf­zu­er­le­gen sind (BVerwG v. 17.09.2015 — 2 C 27/44 -, juris Rn 21; OVG NRW vom 02.04.2019 — 6 B 1708/18 -, juris Rn.20).

3. Unvoll­stän­di­ger Sach­ver­halt / Feh­len einer hin­rei­chen­den Tatsachengrundlage 

Eine dienst­li­che Beur­tei­lung hat die dienst­li­che Tätig­keit der zu beur­tei­len­den Per­son im maß­geb­li­chen Beur­tei­lungs­zeit­raum voll­stän­dig zu erfas­sen, wobei sie auf zuver­läss­li­che Erkennt­nis­quel­len gestützt wer­den muss (BVerwG v. 26.09.2012 — 2 A 2/10 -, juris Rn 10 f; Säch­si­sches OVG v. 11.11.2010 — 2 B 126/10 — juris Rn 14 f). Der dienst­li­chen Beur­tei­lung fehlt die erfor­der­li­che Tat­sa­chen­grund­la­ge und Aus­sa­ge­kraft, wenn sie nur auf einer par­ti­ell oder bruch­stück­haft vor­han­de­nen Kennt­nis der für die Bewer­tung erfor­der­li­chen Tat­sa­chen im Beur­tei­lungs­zeit­raum beruht (BVerwG v. 28.01.2016 — 2 A 1/14 -, juris Rn. 22; BVerwG v. 02.03.2017 — 2 C 21/16 -, juris Rn 19b). 

Erst- oder Zweitbeurteiler/innen müs­sen das im gesam­ten Beur­tei­lungs­zeit­raum gezeig­te Leis­tungs- und Befä­hi­gungs­bild der zu beur­tei­len­den Per­son nicht aus eige­ner Anschau­ung und Beob­ach­tung gekannt haben (BVerwG v. 27.11.2014 — 2 A 10.13 — juris Rn. 25; OVG NRW v. 10.07.2015 — 1 B 1474/14 -, juris Rn 30 ff). In Fäl­len nur teil­wei­se vor­han­de­ner oder gänz­lich feh­len­der eige­ner Anschau­ung ist es aber erfor­der­lich, dass die Beurteiler/innen sich die für die Erstel­lung der Beur­tei­lung not­wen­di­gen Kennt­nis­se ver­schaf­fen, wobei sie sich aller ver­füg­ba­ren und geeig­ne­ten Erkennt­nis­quel­len bedie­nen dür­fen (OVG NRW v. 10.07.2015 — 1 B 1474/14 -, juris Rn 27 ff; BVerwG v. 01.03.2018 — 2 A 10/17 -, juris Rn 26; BVerwG v. 17.09.2020 — 2 C 2/20 -, juris Rn 37). Als ERkennt­nis­quel­len kom­men vor allem Beur­tei­lungs­bei­trä­ge oder ‑berich­te sowie Inspek­ti­ons­be­rich­te in Betracht (BVerwG v. 11.12.2008 — 2 A 7.07 -, juris Rn. 13; OVG NRW v. 19.04.2011 — 6 B 35/11 -, juris Rn 30; OVG NRW v. 19.02.2016 — 6 A 2596/14 -, juris Rn. 38 f). 

Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen sind des­halb feh­ler­haft, wenn Beurteiler/innen

  • sich kein eige­nes voll­stän­di­ges Bild von den Leis­tun­gen der zu beur­tei­len­den Per­son im gesam­ten Beur­tei­lungs­zeit­raum machen konn­ten, weil sie nicht für den gesam­ten Beur­tei­lungs­zeit­raum unmit­tel­ba­re Vor­ge­setz­te waren oder als höhe­re oder höhe­re Vor­ge­setz­te fun­gier­ten und damit die Tätig­keit und die Leis­tun­gen der zu beur­tei­len­den Per­son nicht aus eige­ner Anschau­ung und Beob­ach­tung kann­ten (BVerwG v. 26.9.2012 — 2 A 2/10 -, juris Rn. 11 ff.) und 
  • es ver­säum­ten, für den “nicht oder nicht aus­rei­chend abge­deck­ten” Beur­tei­lungs­zeit­raum zuver­läs­si­ge ande­re Erkennt­nis­quel­len z.B. aus­sa­ge­kräf­ti­ge Beur­tei­lungs­bei­trä­ge frü­he­rer unmit­tel­ba­rer Vor­ge­setz­ter bei­zu­zie­hen (BVerwG v. 04.11.2010 — 2 C 16.09 -, juris Rn. 47; BVerwG v. 26.09.2012 — 2 A 2/10 -, juris Rn 11; BVerwG v. 16.04.2013 — 2 B 134.11‑, juris Rn 13).
Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, die den Beur­tei­lungs­zeit­raum nicht voll­stän­dig abde­cken, sind lücken­haft und damit rechts­wid­rig (OVG NRW v. 14.03.2016 — 1 B 1512/15 -, Rn 10, 15; Säch­si­sches OVG v. 11.11.2010 — 2 B 126/10 — juris Rn 14 f.). Ein­schrän­kun­gen die­ses Grund­sat­zes sind nur aus zwin­gen­den Grün­den hin­zu­neh­men (BVerwG v. 26.09.2012 — 2 A 2/10 — juris Rn 11; OVG NRW v. 27.06.2013 — 6 A 1449/11 -, juris Rn 52). Auch ein Zeit­raum von zwei Mona­ten ist lang genug, um eine Leis­tungs­ein­schät­zung abge­ben zu kön­nen (OVG NRW v. 27.06.2013 — 6 A 1449/11 -, juris Rn 52). So wur­den in der Recht­spre­chung Beur­tei­lungs­lü­cken von 5,4% (OVG NRW v. 24.11.2011 — 1 A 1810/08 -, juris Rn 69), von 5,8 % (OVG NRW v. 27.06.2013 — 6 A 1449/11 -, juris Rn 52), von 11 % (OVG Saar­land v. 20.03.2018 — 1 B 827/17 -, juris Rn 45) und von 13,7 % (OVG NRW v. 14.03.2016 — 1 B 1512/15 -, juris Rn 15) als erheb­lich mit der Fol­ge der Rechts­wid­rig­keit wegen Lücken­haf­tig­keit ange­se­hen. Ande­re Ansicht das OLG Ber­lin-Bran­den­burg v. 29.01.2018 — OVG 4 S 41.17 -, juris Rn 15, das eine Lücke von drei Mona­ten bei einem fast drei­ein­halb­jäh­ri­gen Beur­tei­lungs­zeit­raum als uner­heb­lich bewer­te­te. Nach Ansicht des OVG NRW v. 24.11.2011 — 1 A 1810/08 -, juris Rn 70 f kön­nen hin­ge­gen weder Beur­tei­lungs­richt­li­ni­en noch eine Beur­tei­lungs­pra­xis, wonach für einen Zeit­raum von weni­ger als drei Mona­ten kein Beur­tei­lungs­bei­trag abzu­ge­ben ist, nicht von dem Erfor­der­nis befrei­en, den gesam­ten Beur­tei­lungs­bei­trag in einer dienst­li­chen Beur­tei­lung abzu­bil­den. Anstel­le eines Beur­tei­lungs­bei­trags müs­sen dann auf ande­rem Wege z.B. durch sons­ti­ge Stel­lung­nah­men oder mit Hil­fe von Arbeits­vor­gän­gen der zu beur­tei­len­den Per­son die nöti­gen Erkennt­nis­se ein­ge­holt wer­den. Denn es ist denk­bar, dass in den frag­li­chen Zeit­raum beson­de­re Leis­tun­gen z.B. im Rah­men eines Pro­jekts fal­len, die dann völ­lig unbe­rück­sich­tigt blieben. 

Bei Beur­tei­lun­gen, die mit frei­text­li­chen Leis­tungs- und Befä­hi­gungs­be­rich­ten arbei­ten, kann es an einer hin­rei­chen­den Tat­sa­chen­grund­la­ge feh­len. Das ist der Fall, wenn die text­li­chen Bewer­tun­gen aus sich her­aus nicht einem Bewer­tungs­sys­tem (Noten­stu­fen) zuzu­ord­nen sind (so OVG NRW v. 10.07.2015 — 1 B 1474/14 -, juris Rn 27, 38f für das zen­tra­li­sier­te Beur­tei­lungs­sys­tem des Aus­wär­ti­gen Amtes; a. A. OVG Ber­lin-Bran­den­burg v. 29.04.2016 — OVG 7 S 3.16 -, juris Rn 14, wobei es nach dem OVG Ber­lin-Bran­den­burg aber erfor­der­lich sein kann, zu den frei­text­li­chen Berich­ten wei­te­re Erkennt­nis­quel­len hinzuzuziehen).

Der Dienst­herr trägt die mate­ri­el­le Beweis­last für die Tat­sa­chen­grund­la­ge (BVerwG v. 02.03.2017 — 2 C 21.16 -, juris Rn 25). 

4. Feh­len­de, inhalt­lich unzu­rei­chen­de oder nicht berück­sich­tig­te Beurteilungsbeiträge

Kann ein Beur­tei­lungs­zeit­raum nur mit Hil­fe von Beur­tei­lungs­bei­trä­gen voll­stän­dig abge­deckt wer­den und wer­den die­se nicht ein­ge­holt, nicht berück­sich­tigt oder sind die Beur­tei­lungs­bei­trä­ge inhalt­lich unzu­rei­chend, sind dienst­li­che Beur­tei­lun­gen man­gels hin­rei­chen­der Tat­sa­chen­grund­la­ge feh­ler­haft (BVerwG v. 26.9.2012 — 2 A 2/10 -, juris Rn. 12 und 16; BVerwG v. 27.11.2014 — 2 A 10.13 -, juris Rn 25).

  • Soweit die Beurteiler/innen über kei­ne eige­nen Erkennt­nis­se zum Leis­tungs- und Befä­hi­gungs­bild der zu beur­tei­len­den Per­son ver­fü­gen, haben sie Beur­tei­lungs­bei­trä­ge sach­kun­di­ger Per­so­nen ein­zu­ho­len, um eine aus­sa­ge­kräf­ti­ge Tat­sa­chen­grund­la­ge für ihre Bewer­tun­gen zu erhal­ten (BVerwG v. 27.11.2014 — 2 A 10.13 -, juris Rn 22 ff; BVerwG v. 01.03.2018 — 2 A 10/17 -, juris Rn 26). Davon dür­fen sie auch dann nicht abse­hen, wenn sie sich trotz feh­len­der eige­ner Anschau­ung zutrau­en, die zu beur­tei­len­de Per­son zutref­fend ein­zu­schät­zen (BVerwG v. 04.11.2010 — 2 C 16.09 -, juris Rn. 47). 
  • Die Beur­tei­le­rin­nen und Beur­tei­ler üben ihren Beur­tei­lungs­spiel­raum nur dann recht­mä­ßig aus, wenn sie die Beur­tei­lungs­bei­trä­ge zur Kennt­nis neh­men und in ihre Über­le­gun­gen erkenn­bar ein­be­zie­hen (BVerwG v. 02.03.2017 — 2 C 21.16 -, juris Rn 23; BVerwG v. 26.09.2012 — 2 A 2/10 -, juris Rn 16 für Zweitbeurteiler/in).
  • Beur­tei­lungs­bei­trä­ge müs­sen text­lich so aus­führ­lich und aus­sa­ge­kräf­tig gestal­tet sein, dass sie eine Bewer­tung aller Ein­zel­merk­ma­le ermög­li­chen (BVerwG v. 27.11.2014 — 2 A 10.13 -, juris Rn 23, 27). Für den Fall, dass der Beur­tei­ler die dienst­li­che Tätig­keit der zu beur­tei­len­den Per­son nicht oder nicht hin­rei­chend aus eige­ner Anschau­ung kennt, müs­sen die Beur­tei­lungs­bei­trä­ge ent­we­der hin­rei­chen­de text­li­che Aus­füh­run­gen für die Ver­ga­be der Ein­zel­be­wer­tun­gen ent­hal­ten oder die Ein­zel­be­wer­tun­gen selbst vor­neh­men. Im ers­ten Fall sind die Anfor­de­run­gen an Umfang und Tie­fe in Beur­tei­lungs­bei­trä­gen höher als in der dienst­li­chen Beur­tei­lung selbst. Andern­falls ist ins­be­son­de­re bei posi­ti­ven Aus­füh­run­gen in den Beur­tei­lungs­bei­trä­gen eine Zuord­nung zu den ein­zel­nen Stu­fen (Noten) der Leis­tungs- und Befä­hi­gungs­be­wer­tung nicht mög­lich (BVerwG v. 27.11.2014 — 2 A 10.13 -, juris Rn 25; BVerwG v. 01.03.2018 — 2 A 10/16 -, juris Rn 34).
Beur­tei­lungs­bei­trä­ge unter­lie­gen den­sel­ben Anfor­de­run­gen wie die dienst­li­che Beur­tei­lung selbst (BVerwG v. 26.02.2004 — 2 B 41.03 -, juris Rn 3). Das heißt, dass die Ver­fas­ser z.B. nicht von einem unrich­ti­gen oder unvoll­stän­di­gen Sach­ver­halt aus­ge­hen dür­fen, die ein­heit­li­chen Bewer­tungs­maß­stä­be der Ver­gleichs­grup­pe nicht miss­ach­ten und kei­ne sach­frem­den Erwä­gun­gen anstel­len dür­fen. Über­neh­men Beurteiler/innen unge­prüft einen feh­ler­haf­ten Beur­tei­lungs­bei­trag, so ist die gesam­te Beur­tei­lung feh­ler­haft. Grund­sätz­lich sind Beur­tei­lungs­bei­trä­ge auch von inzwi­schen in den Ruhe­stand ein­ge­tre­te­nen Vor­ge­setz­ten ein­zu­ho­len (BVerwG v. 01.03.2018 — 2 A 10/17 -, juris Rn 22). Beur­tei­lungs­bei­trä­ge müs­sen schrift­lich abge­fasst sein und auf­be­wahrt wer­den, wobei dem Dienst­herrn inso­weit die Beweis­last obliegt (BVerwG v. 02.03.2017 — 2 C 21.16 -, juris Rn 24 f). Die Nicht­ein­hal­tung die­ser Ver­pflich­tun­gen kann auch im Kon­kur­ren­ten­streit­ver­fah­ren in Bezug auf dienst­li­che Beur­tei­lun­gen von Mitbewerber/innen bean­stan­det wer­den (Hes­si­scher VGH v. 19.12.2018 -, juris Rn 12f).

5. Abwei­chung von Beur­tei­lungs­bei­trä­gen ohne nach­voll­zieh­ba­re Begründung

Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, die von Beur­tei­lungs­bei­trä­gen ohne nach­voll­zieh­ba­re Begrün­dung abwei­chen, sind feh­ler­haft (BVerwG v. 26.9.2012 — 2 A 2/10 -, juris Rn. 12; BVerwG v. 27.11.2014 — 2 A 10.13 -, juris Rn 22 ff; BVerwG v. 02.03.2017 — 2 C 21.16 -, juris Rn 21 ff; BVerwG v. 01.03.2018 — 2 A 10/17 -, juris Rn 22, 26, 33 ff).

Im Ein­zel­nen gilt folgendes:

  • Beurteiler/innen sind an Beur­tei­lungs­bei­trä­ge nicht der­art gebun­den, dass sie nicht davon abwei­chen kön­nen. Sie üben ihren Beur­tei­lungs­spiel­raum aber nur dann recht­mä­ßig aus, wenn sie die Beur­tei­lungs­bei­trä­ge erkenn­bar in ihre Über­le­gun­gen ein­be­zie­hen und Abwei­chun­gen nach­voll­zieh­bar begrün­den (BVerwG v. 26.09.2012 — 2 A 2/10 — 2 A 2/10 -, juris Rn 12 ff; BVerwG v. 27.11.2014 — 2 A 10.13 -, juris Rn 24; BVerwG v. 28.01.2016 — 2 A 1/14 -, juris Rn 23).
  • Ken­nen Beurteiler/innen die dienst­li­chen Leis­tun­gen der zu beur­tei­len­den Per­son nicht — oder nicht hin­rei­chend — aus eige­ner Anschau­ung, müs­sen sie sich voll auf die Beur­tei­lungs­bei­trä­ge ver­las­sen und kön­nen sie nur noch in das Beur­tei­lungs­sys­tem ein­pas­sen (BVerwG v. 27.11.2014 — 2 A 10.13 -, juris Rn 25).
Über­neh­men Beurteiler/innen einen Beur­tei­lungs­bei­trag ohne Abwei­chun­gen, bedarf es dafür kei­ner Begrün­dung (BVerwG v. 17.03.2016 — 2 A 4/15 -, juris Rn 27). 

6. Ver­schlech­te­run­gen durch Zweit- oder Endbeurteiler/innen

Ver­schlech­tern Zweit- oder End­be­ur­tei­ler in der Erst­be­ur­tei­lung die Gesamt­no­te oder die Bewer­tun­gen von Ein­zel­merk­ma­len, so haben sie die Ände­run­gen aus­rei­chend und nach­voll­zieh­bar zu begrün­den. Das gilt auch für den Beur­tei­lungs­ent­wurf einer Berichterstatterin/eines Bericht­erstat­ters (OVG NRW v. 10.07.2006 — 1 B 523/06 -, juris Rn 17). Fehlt eine aus­rei­chen­de und nach­voll­zieh­ba­re Abwei­chungs­be­grün­dung, ist die dienst­li­che Beur­tei­lung rechts­feh­ler­haft (BVerwG v. 16.09.2004 — 1 WB 21/04 -, juris Rn 8; BVerwG v. 11.12.2008 — 2 A 7.07 -, juris Rn 22 ff; OVG NRW v. 15.09.2017 — 6 B 639/17 -, juris Rn 23 ff; OVG NRW v. 02.04.2019 — 6 B 1708/18 -, juris Rn 15 ff).

Not­wen­di­ger Umfang und Inten­si­tät der Abwei­chungs­be­grün­dung rich­tet sich danach, aus wel­chem Grund Zweit- oder Endbeurteiler/innen Ein­zel­be­wer­tun­gen und Gesamt­no­te ver­schlech­tert haben. Die Ver­schlech­te­rung kann ihren Grund in den Leis­tun­gen der zu beur­tei­len­den Per­son oder im “Quer­ver­gleich” haben (OVG NRW v. 10.07.2006 — 1 B 523/06 -, juris Rn 23 ff; OVG NRW v. 28.06.2006 — 6 B 618/06 -, juris Rn 18; OVG NRW v. 15.09.2017 — 6 B 639/17 -, juris Rn 23; OVG NRW v. 02.04.2019 — 6 B 1708/18 -, juris Rn 15):

  • Geht die Zweit- oder End­be­ur­tei­le­rin oder der Zweit- oder End­be­ur­tei­ler von einem schlech­te­ren Leis­tungs- und Befä­hi­gungs­pro­fil der zu beur­tei­len­den Per­son aus, muss sich die Abwei­chungs­be­grün­dung auf die Beson­der­hei­ten des Ein­zel­falls bezie­hen (OVG NRW v. 15.09.2017 — 6 B 639/17 -, juris Rn 23). Es müs­sen für die Ver­schlech­te­run­gen kon­kre­te Grün­de genannt wer­den, aus denen nach­voll­zieh­bar wird, war­um die Zweit- oder End­be­ur­tei­le­rin oder der Zweit- oder End­be­ur­tei­ler die Wer­tun­gen in der Erst­be­ur­tei­lung für nicht sach­ge­recht oder zu posi­tiv bewer­tet hält (BVerwG v. 16.09.2004 — 1 WB 21/04 -, juris Rn 8). Dabei müs­sen die Ver­schlech­te­run­gen in der Bewer­tung durch Anga­be von Tat­sa­chen oder zumin­dest von wei­te­ren Wert­ur­tei­len plau­si­bel gemacht wer­den (OVG NRW v. 10.07.2006 — 1 B 523/06 -, juris Rn 30). Eine sol­che Abwei­chungs­be­grün­dung erfor­dert dif­fe­ren­zier­te Kennt­nis­se von den Leis­tun­gen und der Befä­hi­gung der zu beur­tei­len­den Per­son, über die Zweit- oder Endbeurteiler/innen in der Regel aber nicht ver­fü­gen. Sie wer­den daher für eine leis­tungs­be­zo­ge­ne Abwei­chungs­be­grün­dung auf die Erkennt­nis­se wei­te­rer per­so­nen- und sach­kun­di­gen Bediens­te­te zurück­grei­fen müssen.
  • Zweit- oder Endbeurteiler/innen begrün­den als Maßstabhalter/innen für die jewei­li­ge Ver­gleichs­grup­pe die Ver­schlech­te­run­gen in der Regel mit einem Hin­weis auf den “Quer­ver­gleich”. Das BVerwG weist dar­auf hin, dass die Bil­dung von Ver­gleichs­grup­pen und die Anwen­dung der Richt­sät­ze natur­ge­mäß die Auf­ga­be der Schluss­zeich­nen­den sei, die sämt­li­che Beamten/innen einer Behör­de im Sta­tus­amt in den Blick zu neh­men und zu ver­glei­chen haben. Als Abwei­chungs­be­grün­dung rei­che für die Zweit- oder Endbeurteiler/innen inso­weit der Ver­weis auf den “Quer­ver­gleich” aus (BVerwG v. 17.09.2020 — 2 C 2/20 -, juris Rn 40; so zuvor bereits OVG Saar­land v. 29.08.1994 — 1 W 30/94 -, ZBR 1995,88; OVG Rhein­land-Pfalz v. 15.09.2014 — 2 B 10647/14 -, juris Rn. 13).
Die Ent­schei­dung des BVerwG v. 17.09.2020 — 2 C 2/20 — steht im Gegen­satz zur bis­he­ri­gen Recht­spre­chung des BVerwG (vgl. BVerwG v. 11.12.2008 — 2 A 7.07 -, juris Rn 24). Danach war der blo­ße Hin­weis, dass die Ver­schlech­te­rung in der Bewer­tung zum Abgleich mit den in der Unter­ab­tei­lung oder Abtei­lung ver­ge­be­nen und ver­gleich­ba­ren Beur­tei­lun­gen erfor­der­lich sei, nicht aus­rei­chend. Als wei­te­re Anfor­de­rung muss­ten die Ver­gleichs­maß­stä­be für den Quer­ver­gleich, die Anlass für die Her­ab­set­zung waren, erkenn­bar wer­den (so auch noch OVG NRW v. 10.07.2006 — 1 B 523/06 -, juris Rn 30: die maßst­ab­bil­den­den Kri­te­ri­en müs­sen ange­ge­ben wer­den). Ein “Quer­ver­gleich” muss­te für die zu beur­tei­len­de Per­son nach­voll­zieh­bar und gericht­lich über­prüf­bar begrün­det wer­den. Außer­dem muss­te nach­voll­zieh­bar begrün­det wer­den, war­um eine etwa­ige ver­ba­le Begrün­dung der Erst­be­ur­tei­lung auch für die ver­schlech­ter­te Zweit­be­ur­tei­lung wei­ter­gel­ten konn­te. Wur­de das Votum der Erst­be­ur­tei­lung nicht durch die Zweit­be­ur­tei­lung voll­stän­dig ersetzt, hat­ten die Zweit- oder Endbeurteiler/innen dafür Sor­ge zu tra­gen, dass die End- oder Zweit­be­ur­tei­lung mit der Erst­be­ur­tei­lung zusam­men­passt (BVerwG v. 11.12.2008 — 2 A 7.07 -, juris Rn 23, 26). 

Das OVG NRW unter­schei­det zur Begrün­dung der Noten­ab­sen­kung auf­grund eines “Quer­ver­gleichs” zwi­schen “linea­rer” und “nicht linea­rer” Absen­kung der Bewer­tun­gen der Erstbeurteilung:

  • Sen­ken Zweit- oder Endbeurteiler/innen “line­ar” die Bewer­tung sämt­li­cher Beur­tei­lungs­merk­ma­le ein­schließ­lich der Gesamt­no­te um den glei­chen Punkt­wert ab, dann ist ein “Quer­ver­gleich” aus­rei­chend begrün­det (OVG NRW v. 22.12.2014 — 6 A 1123/14 -, juris Rn 8).
  • Sen­ken Zweit- oder Endbeurteiler/innen “nicht line­ar” nur die Bewer­tung ein­zel­ner Beur­tei­lungs­merk­ma­le ein­schließ­lich der Gesamt­no­te ab oder sen­ken sie zwar die Bewer­tung aller Beur­tei­lungs­merk­ma­le ab, aber mit unter­schied­li­chen Punkt­wer­ten, dann sind die Absen­kun­gen für die zu beur­tei­len­de Per­son nicht nach­voll­zieh­bar und müs­sen im Ein­zel­nen aus­rei­chend erläu­tert wer­den (OVG NRW v.19.02.2016 — 6 A 2596/14 -, juris Rn 36 ff; OVG NRW v. 15.09.2017 — 6 B 639/17 -, juris Rn 25 ff; OVG NRW v. 02.04.2019 — 6 B 1708/18 -, Rn 17 ff). Ohne Erläu­te­rung sei nicht erkenn­bar, war­um gera­de die Bewer­tung der aus­ge­wähl­ten Merk­ma­le geän­dert wur­den. Die Erläu­te­rung set­ze dif­fe­ren­zier­te Kennt­nis­se vom Leis­tungs­bild der zu beur­tei­len­den Per­son vor­aus. Da Zweit- oder End­be­ur­tei­le­rin­nen sol­che Kennt­nis­se in der Regel nicht hät­ten, sei­en sie ver­pflich­tet, sich die­se zu verschaffen.
Bei einem blo­ßen Hin­weis auf den “Quer­ver­gleich” sind Absen­kun­gen nicht nach­voll­zieh­bar. Die zu beur­tei­len­de Per­son kann nicht erken­nen, war­um gera­de sie die Absen­kung trifft und nicht ande­re Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus der Ver­gleichs­grup­pe. Sie muss die Ent­schei­dung der End- oder Zweit­be­ur­tei­le­rin oder des End- und Zweit­be­ur­tei­lers als will­kür­lich emp­fin­den. Die Ent­schei­dung des BVerwG v. 17.09.2020 — 2 C 2/20 — ist inso­weit kri­tisch zu sehen. Für die nöti­ge Plau­si­bi­li­tät der Absen­kung ist es unab­ding­bar, dass sich Zweit- und Endbeurteiler/innen im Rah­men eines Quer­ver­gleichs ent­spre­chend der frü­he­ren Ent­schei­dung des BVerwG v. 11.12.2008 — 2 A 7.07 — an Ver­gleichs­maß­stä­ben ori­en­tie­ren, die inner­halb der Ver­gleichs­grup­pe eine Rang­rei­hen­fol­ge ermög­li­chen und die die Ent­schei­dung für die zu beur­tei­len­de Per­son nach­voll­zieh­bar machen. Das hat beson­ders für den quo­tier­ten Noten­be­reich Bedeutung. 

7. Erheb­li­che Ver­schlech­te­rung des Gesamt­ur­teils im Ver­gleich zur Vor­be­ur­tei­lung; uner­klär­li­che Notensprünge

Nach der Recht­spre­chung des BVerwG bedür­fen erheb­li­che Ver­schlech­te­run­gen des Gesamt­ur­teils der dienst­li­chen Beur­tei­lung im Ver­gleich zu einer vor­an­ge­gan­ge­nen dienst­li­chen Beur­tei­lung der Begrün­dung (BVerwG v. 21.12.2016 — 2 VR 1.16 -, Rn. 33). Ohne nach­voll­zieh­ba­re Begrün­dung ist die dienst­li­che Beur­tei­lung rechts­feh­ler­haft. Nach dem BVerwG ist eine erheb­li­che Ver­schlech­te­rung des Gesamt­ur­teils nur denk­bar, wenn die Vor­be­ur­tei­lung feh­ler­haft war, sich zwi­schen­zeit­lich die Leis­tun­gen erheb­lich ver­schlech­ter­ten oder wenn gene­rell ein neu­er (stren­ge­rer) Beur­tei­lungs­maß­stab ein­ge­führt wur­de (BVerwG v. 21.12.2016 — 2 VR 1.16 -, Rn. 33). Ein Noten­sprung kann nicht nur bei einer uner­klär­li­chen Ver­schlech­te­rung der eige­nen Beur­tei­lung gerügt wer­den. Eine Rüge kommt auch bei einem uner­klär­li­chen Noten­sprung nach oben in der dienst­li­chen Beur­tei­lung von Konkurrenten/innen im Kon­kur­ren­ten­streit­ver­fah­ren um die Ver­ga­be eines Beför­de­rungs­dienst­pos­tens in Betracht (BVerwG v. 25.10.2011 ‑2 VR 4.11 -, juris Rn. 26).

Eine erheb­lich begrün­dungs­be­dürf­ti­ge Ver­schlech­te­rung ist anzu­neh­men, wenn die Gesamt­no­te min­des­tens um eine gan­ze Noten­stu­fe (VG Köln v. 01.08.2012 — 19 K 1221/12 -, juris Rn 27) oder um zwei Noten­stu­fen (BVerwG v. 21.12.2016 — 2 VR 1.16 -, Rn. 33) abge­senkt wird (VG Stutt­gart v. 20.08.2019 — 2 K 16559/17 -, juris Rn 38). Der­ar­ti­ge Her­ab­stu­fun­gen bedür­fen der Begrün­dung, weil nur so das erheb­lich ver­schlech­ter­te Gesamt­ur­teil nach­voll­zo­gen wer­den kann. Die Begrün­dung hat schon in der dienst­li­chen Beur­tei­lung selbst zu erfol­gen. Anders als bei nach­träg­lich erho­be­nen Ein­wän­den gegen Ein­zel­be­wer­tun­gen genügt es nicht, das Gesamt­ur­teil nach­träg­lich zu plau­si­bi­li­sie­ren (BVerwG v. 21.12.2016 — 2 VR 1.16 -, Rn. 33, 41; VG Karls­ru­he v. 06.07.2017 — 2 K 729/16 -, juris Rn 23). Der angeb­li­che Leis­tungs­ab­fall muss hin­rei­chend kon­kre­ti­siert wer­den. Fer­ner muss dar­ge­legt wer­den, war­um sich die wei­te­re Dienst­er­fah­rung der zu beur­tei­len­den Per­son seit der vor­an­ge­gan­ge­nen Beur­tei­lung nicht posi­tiv auf ihr Leis­tungs­bild aus­ge­wirkt hat (VG Köln v. 01.08.2012 — 19 K 1221/12 -, juris Rn 26 ff). Die Begrün­dungs­pflicht betrifft beson­ders Anlass­be­ur­tei­lun­gen, die nach der Recht­spre­chung aus der vor­he­ri­gen Regel­be­ur­tei­lung zu ent­wi­ckeln sind. Wei­chen Anlass­be­ur­tei­lun­gen von der Regel­be­ur­tei­lung ab, sind die Abwei­chun­gen zu begrün­den (BVerwG v. 22.11.2012 — 2 VR 5/12 -, juris Rn 30). 

8. Ver­schlech­te­rung des Gesamt­ur­teils nach Ein­füh­rung eines neu­en Beurteilungsmaßstabes

Ändert sich das Beur­tei­lungs­sys­tem und damit der Beur­tei­lungs­maß­stab im Beur­tei­lungs­zeit­raum nach der vor­an­ge­gan­ge­nen Beur­tei­lung, so ist die dienst­li­che Beur­tei­lung nach dem am Beur­tei­lungs­stich­tag gel­ten­den neu­en Beur­tei­lungs­maß­stab zu erstel­len (BVerwG v. 14.02.1990 — 1 WB 181/88 -, juris Rn 6). Beur­tei­lun­gen nach dem alten Sys­tem kön­nen nicht mehr mit Beur­tei­lun­gen nach dem neu­en Sys­tem ver­gli­chen wer­den, es ist nur ein Ver­gleich ist jeweils nur inner­halb des glei­chen Beur­tei­lungs­sys­tems mög­lich und zuläs­sig (BVerwG v. 14.02.1990 — 1 WB 181/88 -, juris Rn 9; VGH Baden-Würt­tem­berg v. 25.09.2006 — 4 S 2087/03 -, Rn 38). Nach dem neu­en Sys­tem ist es mög­lich und zuläs­sig, dass bei gleich­blei­ben­der Leis­tung eine nied­ri­ge­re Gesamt­no­te ver­ge­ben wird, ohne dass dies eine gegen die beam­ten­recht­li­che Für­sor­ge­pflicht ver­sto­ßen­de rück­wir­ken­de Ver­schär­fung der Leis­tungs­an­for­de­run­gen dar­stellt (BVerwG v. 26.06.1980 — 2 C 16.09 -, juris Rn 34; VG Stutt­gart v. 24.01.2019 — 14 K 12555/17, Rn 31). Eine Umrech­nung von frü­her ver­ge­be­nen Noten kann nur in Betracht kom­men, wenn dies gere­gelt ist (VGH Baden-Würt­tem­berg v. 25.09.2006 — 4 S 2087/03 -, Rn 38; VG Stutt­gart v. 20.08.2019 — 2 K 16559/17 -, juris Rn 39). 

Den­noch kön­nen Ver­schlech­te­run­gen im Zuge der Ein­füh­rung eines neu­en Beur­tei­lungs­sys­tems rechts­wid­rig sein:

  • Der neue Maß­stab muss gleich­mä­ßig für alle zu Beur­tei­len­den ange­wen­det wer­den (BVerwG v. 26.06.1980 — 2 C 16.09 -, juris Rn 34; VGH Baden-Würt­tem­berg v. 25.09.2006 — 4 S 2087/03 -, Rn 30; VG Stutt­gart v. 24.01.2019 — 14 K 12555/17, Rn 31). Ist das nicht gewähr­leis­tet, kann ein Ver­stoß gegen den Gleich­be­hand­lungs­satz vor­lie­gen. Das lässt sich im Ein­zel­fall nur im Ver­gleich mit Beur­tei­lun­gen von Beamten/innen fest­stel­len, die eben­falls nach dem neu­en Sys­tem beur­teilt wur­den und mit der betref­fen­den Per­son nach Amt und Auf­ga­ben­ge­biet ver­gleich­bar sind (BVerwG v. 14.02.1990 — 1 WB 181/88 -, juris Rn 9). 
  • Bei einem Ver­gleich mit den Beur­tei­lun­gen der poten­ti­el­len Konkurrenten/innen um einen Beför­de­rungs­dienst­pos­ten kann sich aus einer signi­fi­kan­ten Ver­schlech­te­rung der Plat­zie­rung inner­halb der jewei­li­gen Ver­gleichs­grup­pe im Ver­gleich zur Plat­zie­rung bei der vor­an­ge­gan­ge­nen Beur­tei­lungs­run­de ein Indiz für eine erheb­li­che begrün­dungs­pflich­ti­ge mate­ri­el­le Ver­schlech­te­rung der dienst­li­chen Beur­tei­lung erge­ben (VG Karls­ru­he v. 06.07.2017 — 2 K 729/16 -, juris Rn. 27; VG Stutt­gart v. 20.08.2019 — 2 K 16559/17 -, juris Rn 40). Ein Ver­gleich der Plat­zie­rung stellt eine Mög­lich­keit dar, um eine mate­ri­el­le Ver­schlech­te­rung aufzudecken.

Die Ein­füh­rung eines neu­en Bewer­tungs­maß­sta­bes ent­bin­det nicht davon, eine erheb­li­che Ver­schlech­te­rung des Gesamt­ur­teils zu begrün­den (VG Karls­ru­he v. 06.07.2017 — 2 K 729/16 -, juris Rn. 31). Der Grund­satz, dass erheb­li­che Ver­schlech­te­run­gen im Gesamt­ur­teil nach­voll­zieh­bar sein müs­sen, gilt auch für einen der­ar­ti­gen Fall. 

9. Ver­schlech­te­rung des Gesamt­ur­teils nach einer Beförderung

Es ent­spricht weit­ver­brei­te­ter von der Recht­spre­chung gebil­lig­ter Pra­xis, nach einer Beför­de­rung im Beur­tei­lungs­zeit­raum die Gesamt­no­te gegen­über der vor­an­ge­gan­ge­nen Beur­tei­lung im Beför­de­rungs­amt um eine Noten­stu­fe abzu­sen­ken, wenn die Leis­tun­gen gleich geblie­ben sind, d.h. die Beam­tin oder der Beam­te die Leis­tun­gen im Beför­de­rungs­amt nicht gestei­gert hat (u.a. OVG Sach­sen-Anhalt v. 17.06.2016 — 1 M 71/16 -, juris Rn 26; OVG Lüne­burg v. 09.02.2010 — 5 LB 497/07 -, juris Rn 35; OVG NRW v. 29.10.2008 — 6 B 1131/08 -, juris Rn 4; OVG NRW v. 29.07.2004 — 6 B 1212/04 -, juris Rn 18). Die Her­ab­stu­fung wird damit begrün­det, dass die Leis­tun­gen am jewei­lig inne­ge­hab­ten Sta­tus­amt zu mes­sen sind und mit dem Auf­stieg in ein höhe­res Amt höhe­re Anfor­de­run­gen und der Wech­sel in eine leis­tungs­stär­ke­re Ver­gleichs­grup­pe ver­bun­den ist. Die Leis­tun­gen im Beur­tei­lungs­zeit­raum, in den die Beför­de­rung fällt, wer­den nach dem Maß­stab des am Beur­tei­lungs­stich­tag inne­ge­hab­ten höhe­ren Sta­tus­am­tes gemes­sen; es fin­det kein Beur­tei­lungs­split­ting statt (BVerwG v. 26.08.1993 — 2 C 37.91 -, juris Rn 13; OVG Lüne­burg v. 09.02.2010 — 5 LB 497/07 -, juris Rn 34). In der dienst­li­chen Beur­tei­lung muss nicht nur der Beur­tei­lungs­zeit­raum, son­dern auch der Zeit­punkt der Beför­de­rung auf­ge­führt wer­den (BVerwG v. 26.08.1993 — 2 C 37.91 -, juris Rn 12). 

Das BVerwG hat die Beför­de­rung im Beur­tei­lungs­zeit­raum nicht als einen mög­li­chen Anlass für eine erheb­li­che Ver­schlech­te­rung des Gesamt­ur­teils auf­ge­führt (BVerwG v. 21.12.2016 — 2 VR 1.16 -, Rn. 33). In einer frü­he­ren Ent­schei­dung hat das BVerwG die Mög­lich­keit der Ver­schlech­te­rung der Gesamt­no­te wegen einer Beför­de­rung im Beur­tei­lungs­zeit­raum gese­hen. Das BVerwG hat eine sol­che Vor­ge­hens­wei­se aber davon abhän­gig gemacht, dass die Beur­tei­lungs­richt­li­nie und die Beur­tei­lungs­pra­xis ein sol­ches Ver­fah­ren vor­se­hen (BVerwG v. 11.12.2008 — 2 A 7.07 -, juris Rn 27). Außer­dem darf nach der Recht­spre­chung ein sol­ches Ver­fah­ren nicht sche­ma­tisch ohne Rück­sicht auf die Beson­der­hei­ten des Ein­zel­fal­les ange­wandt werden.

Dar­aus ergibt sich, dass unter fol­gen­den Umstän­den von der Rechts­wid­rig­keit der Her­ab­set­zung einer Gesamt­no­te, die mit einer Beför­de­rung im Beur­tei­lungs­zeit­raum begrün­det wird, aus­zu­ge­hen ist:

  • In der Behör­de fehlt es an einer Rege­lung oder einer Beur­tei­lungs­pra­xis für ein sol­ches Verfahren.
  • Es besteht zwar eine ent­spre­chen­de Beur­tei­lungs­pra­xis; die­se wird aber in der Ver­gleichs­grup­pe nicht ein­heit­lich und gleich­mä­ßig ange­wandt, so dass ein Ver­stoß gegen das Gleich­be­hand­lungs­ge­bot vorliegt.
  • Die Rechts­ver­mu­tung, dass eine Beför­de­rung im Beur­tei­lungs­zeit­raum eine Her­ab­set­zung der Gesamt­no­te aus­löst, wenn die Leis­tun­gen im Beför­de­rungs­amt nicht gestei­gert wur­den, wird im Ein­zel­fall wider­legt. Das heißt, die Prü­fung im Ein­zel­fall ergibt, dass die Rechts­ver­mu­tung auf­grund beson­de­rer Umstän­de nicht zutrifft (OVG Saar­land v. 26.07.2007 — 1 B 304/07 -, juris Rn 12). 

Es ist uner­läss­lich, in jedem Ein­zel­fall zu prü­fen, ob die Regel­ver­mu­tung zutrifft oder nicht. Die Ein­zel­fall­prü­fung kann erge­ben, dass dienst­li­che Leis­tun­gen, die im nie­der­ran­gi­gen Amt mit einer Spit­zen­no­te beur­teilt wur­den, auch nach der Beför­de­rung im rang­hö­he­ren Amt über­durch­schnitt­lich sind oder sogar das Spit­zen­ni­veau errei­chen, weil die beur­teil­te Per­son im nie­der­ran­gi­gen Amt ihr Leis­tungs- und Befä­hi­gungs­po­ten­ti­al noch nicht voll aus­ge­schöpft hat­te (VG Frank­furt v. 17.02.2016 — 2 K 1254/13 -, juris Rn 33). In einem sol­chen Fall wäre eine sche­ma­ti­sche Her­ab­set­zung der Gesamt­no­te rechts­wid­rig. Das gilt für alle Fäl­le, in denen Beamte/innen ihre bis­he­ri­gen Leis­tun­gen im Sin­ne des Art. 33 Abs. 2 GG im Beför­de­rungs­amt gestei­gert haben. Zudem ist zu berück­sich­ti­gen, dass z.B. Beför­de­run­gen im mitt­le­ren Dienst in der Regel gera­de nicht mit Auf­ga­ben­wech­sel ver­bun­den sind, die eine Ein­ar­bei­tungs­pha­se und damit einen Neu­an­fang erfor­dern (VG Frank­furt v. 17.02.2016 — 2 K 1254/13 -, juris Rn 33). Das gilt in glei­cher Wei­se für Beför­de­run­gen auf gebün­del­ten Dienst­pos­ten aller Lauf­bahn­grup­pen, d.h. auf Dienst­pos­ten, die meh­re­ren Besol­dungs­grup­pen zuge­ord­net sind (sog. Topf­wirt­schaft im dienst­recht­li­chen Sinne).

Auch die Beur­tei­lungs­pra­xis selbst kann wegen Ver­let­zung des Gleich­heits­sat­zes recht­lich angreif­bar sein. In einem dem OVG NRW vor­ge­leg­ten Fall, war es gän­gi­ge Pra­xis, Beamte/innen bei ihrer erst­ma­li­gen Beur­tei­lung im Beför­de­rungs­amt sche­ma­tisch mit der Durch­schnitts­no­te zu beur­tei­len, ohne zu unter­schei­den, ob sie zuvor im rang­nied­ri­ge­rem Amt eine Spit­zen­be­ur­tei­lung erhal­ten hat­ten oder nur durch­schnitt­lich beur­teilt wor­den waren (OVG NRW v. 29.10.2008 — 6 B 1131/08 -, juris Rn. 4 f). Das führ­te in dem dem OVG NRW vor­ge­leg­ten Fall zu einer Her­ab­stu­fung einer Spit­zen­be­ur­tei­lung um zwei Noten­stu­fen, was vom OVG NRW als nicht nach­voll­zieh­bar und recht­lich zwei­fel­haft bezeich­net wurde. 

10. Anlass- oder Bedarfs­be­ur­tei­lun­gen ohne Anlass (Bedarf) oder ohne Fortentwicklungscharakter

Anlass- oder Bedarfs­be­ur­tei­lun­gen sind dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, die nicht wie Regel­be­ur­tei­lun­gen tur­nus­mä­ßig zu einem bestimm­ten Stich­tag, son­dern zu einem bestimm­ten Anlass wie z.B. zu einer Aus­wahl­ent­schei­dung, einer Beför­de­rungs­ent­schei­dung oder einer Ver­set­zung erstellt werden. 

Anlass­be­ur­tei­lun­gen sind rechts­feh­ler­haft, wenn

  • für ihre Erstel­lung kein aus­rei­chen­der Anlass besteht oder
  • sie nicht aus der letz­ten Regel­be­ur­tei­lung ent­wi­ckelt wurden.(fehlender Fortentwicklungscharakter).

Die Fra­ge, ob eine Anlass­be­ur­tei­lung zu Recht erstellt wur­de, stellt sich beson­ders in Aus­wahl­ver­fah­ren in Bezug auf Mit­be­wer­be­rin­nen oder Mit­be­wer­ber und ist in Kon­kur­ren­ten­streit­ver­fah­ren rele­vant. Grund­sätz­lich die­nen Regel­be­ur­tei­lun­gen dazu, Aus­wahl-oder Beför­de­rungs­ent­schei­dun­gen zwi­schen meh­re­ren Bewer­be­rin­nen und Bewer­ben zu tref­fen. Anlass­be­ur­tei­lun­gen sind nur im Aus­nah­me­fall zu erstel­len, “wenn die dienst­li­chen oder per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se” es erfor­dern (vgl. § 48 Abs. 1 Bun­des­lauf­bahn­ver­ord­nung (BLV) für die Bun­des­ver­wal­tung). Ein Regel­be­ur­tei­lungs­sys­tem darf nicht dadurch unter­lau­fen wer­den, dass eine Ver­wal­tung im Rah­men eines Aus­wahl­ver­fah­rens trotz des Vor­lie­gens einer hin­rei­chend aktu­el­len Regel­be­ur­tei­lung ohne aus­rei­chen­den Grund Anlass­be­ur­tei­lun­gen erstellt (BVerwG v. 02.07.2020 — 2 A 6/19 -, juris Rn 12). Regel­be­ur­tei­lungs­sys­te­me dür­fen nicht durch Anlass­be­ur­tei­lun­gen ent­wer­tet wer­den (BVerwG v. 09.05.2019 — 2 C 1/18 -, juris Rn 45). 

Nach der Recht­spre­chung (vgl. BVerwG v. 09.05.2019 — 2 C 1/18 -, juris Rn 42; OVG Sach­sen ‑Anhalt v. 27.04.2020 — 1 M 44/20 -, juris Rn 23 ff) besteht ein “unab­weis­ba­rer Bedarf” für die Erstel­lung einer Anlass­be­ur­tei­lung nur bei “Anläs­sen und Kon­stel­la­tio­nen”, bei denen in einer Aus­wahl­ent­schei­dung ein Bewer­ber­ver­gleich sonst nicht mög­lich wäre:

  • Beim Feh­len einer hin­rei­chend aktu­el­len Regel­be­ur­tei­lung. Eine Regel­be­ur­tei­lung ist hin­rei­chend aktu­ell, wenn der Beur­tei­lungs­stich­tag höchs­tens drei Jah­re vor dem Zeit­punkt der Aus­wahl­ent­schei­dung liegt (BVerwG v. 09.05.2019 — 2 C 1/18 -, juris Rn 34; § 22 Abs. 1 Satz 2 Bun­des­be­am­ten­ge­setz (BBG); § 48 Abs. 1 Alt. 1 BLV). Sofern Bewer­be­rin­nen oder Bewer­ber z.B. aus Alters­grün­den nicht mehr der Regel­be­ur­tei­lungs­pflicht unter­lie­gen und ihre letz­te Regel­be­ur­tei­lung mehr als drei Jah­re zurück­liegt, liegt ein Bedarf für eine Anlass­be­ur­tei­lung vor (BVerwG v. 07.01.2021 — 2 VR 4.20 -, juris Rn 46 ff).
  • Für Bewer­be­rin­nen oder Bewer­ber, die nach der letz­ten Regel­be­ur­tei­lung beför­dert wur­den und die eine erneu­te Beför­de­rung anstreben.
  • Für Bewer­be­rin­nen oder Bewer­ber nach oder vor einer Versetzung.
  • Für Bewer­be­rin­nen oder Bewer­ber, die erst nach der letz­ten Regel­be­ur­tei­lung die lauf­bahn­recht­li­che Erpro­bungs­zeit (§ 34 BLV) auf dem höher­wer­ti­gen Dienst­pos­ten absol­viert und damit die Beför­de­rungs­rei­fe erlangt haben (BVerwG v. 22.11.2012 — 2 VR 5/12 -, juris Rn 29).
  • Für Bewer­be­rin­nen oder Bewer­ber, die nach dem Stich­tag der letz­ten Regel­be­ur­tei­lung “wäh­rend eines erheb­li­chen Zeit­raums wesent­lich ande­re Auf­ga­ben” wahr­ge­nom­men haben (BVerwG v. 09.05.2019 — 2 C 1/18 -, juris Rn 49, 54 f; OVG Sach­sen ‑Anhalt v. 27.04.2020 — 1 M 44/20 -, juris Rn 23 ff; BVerwG v. 02.07.2020 — 2 A 6/19 -, juris Rn 12; BVerwG v. 07.01.2021 — 2 VR 4.20 -, juris Rn 43). 

Nach der Recht­spre­chung liegt “eine wesent­lich ande­re Tätig­keit”, die eine Anlass­be­ur­tei­lung erfor­dert, unter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen vor:

  • Sie muss wäh­rend des (deut­lich) über­wie­gen­den Teils, d.h. zu zwei Drit­tel des Beur­tei­lungs­zeit­raums wahr­ge­nom­men wor­den sein (sog. Zwei-Drit­tel-Rege­lung); d.h. bei einem drei­jäh­ri­gen Beur­tei­lungs­zeit­raum also wäh­rend eines Zeit­raums von min­des­tens zwei Jahren.
  • Sie muss einem ande­ren höher­wer­ti­gen Sta­tus­amt mit ande­rer Besol­dungs­grup­pe oder einem Sta­tus­amt, dass einer ande­ren Lauf­bahn zuge­hört, zuzu­ord­nen sein.

Liegt kei­ner der genann­ten Anläs­se für die Erstel­lung einer Anlass­be­ur­tei­lung vor, so ist eine Anlass­be­ur­tei­lung rechts­wid­rig und darf einer Aus­wahl­ent­schei­dung nicht zugrun­de gelegt wer­den (BVerwG v. 07.01.2021 — 2 VR 4.20 -, juris Rn 45; OVG Sach­sen ‑Anhalt v. 27.04.2020 — 1 M 44/20 -, juris Rn 21).

Muss für eine Bewer­be­rin oder einen Bewer­ber eines Aus­wahl­ver­fah­rens eine Anlass­be­ur­tei­lung aus einem der oben genann­ten Grün­den erstellt wer­den, so hat dies nicht zur Fol­ge, dass für Mit­be­wer­be­rin­nen oder Mit­be­wer­ber, bei denen kei­ne rele­van­ten Ver­än­de­run­gen ein­ge­tre­ten sind, eben­falls Anlass­be­ur­tei­lun­gen zu erstel­len sind (BVerwG v. 09.05.2019 — 2 C 1/18 -, juris Rn 61; BVerwG v. 02.07.2020 — 2 A 6/19 -, juris Rn 12; BVerwG v. 07.01.2021 — 2 VR 4.20 -, juris Rn 44). Viel­mehr ist die Fra­ge, ob ein Aktua­li­sie­rungs­be­darf vor­liegt, für jede Bewer­be­rin oder jeden Bewer­ber geson­dert zu betrachten. 

Da Anlass­be­ur­tei­lun­gen meist für anste­hen­de Aus­wahl- und Beför­de­rungs­ent­schei­dun­gen ange­fer­tigt wer­den, besteht die Gefahr, dass Ver­wal­tun­gen sie zur Durch­set­zung von vor­ge­fass­ten, Art. 33 Abs. 2 GG nicht genü­gen­den Per­so­nal­ent­schei­dun­gen zu nut­zen ver­su­chen (BVerwG v. 09.05.2019 — 2 C 1/18 -, juris Rn 41; BVerwG v. 02.07.2020 — 2 A 6/19 -, juris Rn 11; OVG Saar­land v. 26.10.2012 — 1 B 219/12 -, juris Rn 33; OVG Bre­men v. 23.01.2013 — 2 A 308/11 -, juris Rn 38). Um die­ser Gefahr zu begeg­nen, ver­langt die Recht­spre­chung, dass eine Anlass­be­ur­tei­lung die vor­an­ge­gan­ge­ne Regel­be­ur­tei­lung ledig­lich fort­ent­wi­ckeln darf (Fort­ent­wick­lungs­cha­rak­ter einer Anlass­be­ur­tei­lung). Anlass­be­ur­tei­lun­gen, die von den vor­he­ri­gen Regel­be­ur­tei­lun­gen stark abwei­chen, ohne dass dies nach­voll­zieh­bar und aus­rei­chend begrün­det ist, sind feh­ler­haft (BVerwG v. 22.11.2012 — 2 VR 5/12 -, Rn. 30 f., BVerw­GE 145, 112; BVerwG v. 09.05.2019 — 2 C 1/18 -, juris Rn 41; BVerwG v. 02.07.2020 — 2 A 6/19 -, juris Rn 11). Das heißt:

  • Anlass­be­ur­tei­lun­gen, die einen deut­lich kür­ze­ren Zeit­raum als die Regel­be­ur­tei­lun­gen abbil­den, müs­sen aus den Regel­be­ur­tei­lun­gen ent­wi­ckelt wer­den. Sie dür­fen die­se ledig­lich fort­ent­wi­ckeln. Eine Anlass­be­ur­tei­lung hat im Wesent­li­chen auf­zu­zei­gen, inwie­weit bei ein­zel­nen Fest­stel­lun­gen und Bewer­tun­gen Ver­än­de­run­gen gegen­über der Regel­be­ur­tei­lung zu ver­zeich­nen sind. Je kür­zer der Zeit­raum zwi­schen Regel- und Anlass­be­ur­tei­lung ist und je grö­ßer der Leis­tungs­sprung oder der Leis­tungs­ab­fall aus­fällt, des­to mehr trifft die Beur­tei­le­rin oder den Beur­tei­ler die Pflicht, dies zu begrün­den und ggf. zu plau­si­bi­li­sie­ren (BVerwG v. 02.07.2020 — 2 A 6/19 -, juris Rn 11).
  • Weicht das Noten­ge­fü­ge der Anlass­be­ur­tei­lun­gen deut­lich von dem­je­ni­gen der Regel­be­ur­tei­lun­gen ab, ist dies ein Indiz für das Feh­len des erfor­der­li­chen Fort­ent­wick­lungs­cha­rak­ters und einer an sach­frem­den Gesichts­punk­ten ori­en­tier­ten Beur­tei­lungs­pra­xis mit der Fol­ge der Feh­ler­haf­tig­keit. Das bedeu­tet auch, dass die bei der Erstel­lung von Regel­be­ur­tei­lun­gen zu beach­ten­de Richt­wer­te bei der Ver­ga­be von Spit­zen­be­ur­tei­lun­gen sich auch auf Anlass­be­ur­tei­lun­gen aus­wir­ken, selbst wenn für die Anlass­be­ur­tei­lun­gen die Richt­wer­te nicht gelten.

11. Feh­len­de Plau­si­bi­li­tät zwi­schen Gesamt­be­wer­tung und Einzelbewertungen

Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, deren Gesamt­be­wer­tung in unlös­ba­rem Wider­spruch zu den Ein­zel­be­wer­tun­gen steht, sind wegen feh­len­der Plau­si­bi­li­tät feh­ler­haft (OVG Nord­rhein-West­fa­len v. 29.8.2001 — 6 A 2967/00 -, Rn. 44 ff., open­Jur 2011, 16637).

  • Das all­ge­mein aner­kann­te Gebot der Plau­si­bi­li­tät dienst­li­cher Beur­tei­lun­gen ver­langt zwar nicht, dass Leis­tungs- und Befä­hi­gungs­be­wer­tun­gen als zwin­gen­des Pro­dukt der Beno­tun­gen ihnen nach­ge­ord­ne­ter Ein­zel­kri­te­ri­en erschei­nen. Lie­gen aber zwi­schen den Bewer­tun­gen der Unter­merk­ma­le und des Haupt­merk­mals mehr als eine Noten­stu­fe, lässt sich das nicht mehr ohne wei­te­res erklären.

12. Ver­stoß gegen die Beur­tei­lungs­frei­heit der Beur­tei­le­rin oder des Beurteilers

Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen sind feh­ler­haft, wenn die zustän­di­gen Beur­tei­le­rin­nen und Beur­tei­ler ent­ge­gen dem Grund­satz der Unab­hän­gig­keit und Wei­sungs­frei­heit hin­sicht­lich der Rang­fol­ge, der Gesamt­be­wer­tung und des Ver­wen­dungs­vor­schlags an Vor­ga­ben gebun­den wer­den (OVG Rhein­land-Pfalz v. 13.5.2014 — 2 A 10637/13 OVG -, DÖD 2014, 251).

  • Beur­tei­le­rin­nen und Beur­tei­ler haben die Gesamt­be­wer­tung aus einer Bewer­tung der ein­zel­nen Beur­tei­lungs­merk­ma­le zu tref­fen. Wird die Gesamt­be­wer­tung statt­des­sen nur noch unter dem Gesichts­punkt der Ver­ein­bar­keit mit einer zuvor fest­ge­leg­ten Rang­fol­ge getrof­fen, ist dies fehlerhaft.
  • Abstim­mungs­ge­sprä­che zwi­schen Beur­tei­le­rin­nen und Beur­tei­ler und dabei fest­ge­leg­te sta­tus­be­zo­ge­ne Leis­tungs­rei­hun­gen sind grund­sätz­lich zuläs­sig. Dies darf aber nicht zu einer fak­ti­schen Bin­dung der Beur­tei­le­rin oder des Beur­tei­lers an das Ergeb­nis einer Beur­tei­ler­kon­fe­renz füh­ren. Unzu­läs­sig ist eine inhalt­lich bis ins Ein­zel­ne gehen­de Vor­weg­nah­me der Beurteilungsergebnisse.

13. Unzu­läs­si­ge Beein­flus­sung durch die Vor­ga­be von Richt­wer­ten (Quo­ten­op­fer)

Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, deren Gesamt­be­wer­tung ihre Ursa­che allein in der Ori­en­tie­rung an den Richt­wert­vor­ga­ben haben, sind feh­ler­haft (OVG Rhein­land-Pfalz v. 13.5.2014 — 2 A 10637/13 OVG -, DÖD 2014, 251). Beur­tei­lun­gen müs­sen den wirk­li­chen Leis­tungs­stand wie­der­spie­geln. Her­ab­stu­fun­gen las­sen sich nicht mit der Ein­hal­tung der Richt­wer­te, son­dern aus­schließ­lich mit leis­tungs­be­zo­ge­nen Gesichts­punk­ten begründen.

  • Die Bestim­mung von Richtwerten(Quotenregelung) für die Ver­ga­be von Noten ist nach stän­di­ger Recht­spre­chung in hin­rei­chend gro­ßen Ver­wal­tungs­be­rei­chen zuläs­sig und stellt kei­nen unzu­läs­si­gen Ein­griff in die Beur­tei­lungs­frei­heit dar (vgl. § 50 Abs. 2 Bun­des­lauf­bahn­ver­ord­nung (BLV)). Auf­grund der Ein­zel­fall­ge­rech­tig­keit müs­sen aber gering­fü­gi­ge Über- oder Unter­schrei­tun­gen der Pro­zent­sät­ze mög­lich sein (BVerwG v. 11.12.2008 — 2 A 7.07 -, Rn. 35, DÖV 2009, 503). Dem­entspre­chend ist nach § 50 Abs. 2 S. 2 BLV eine Über­schrei­tung bis zu fünf Pro­zent­punk­te mög­lich. Richt­wer­te dür­fen im Ein­zel­fall die Zuord­nung der zutref­fen­den Gesamt­no­te nach den Grund­sät­zen des Art. 33 Abs. 2 GG nicht verhindern.
  • Setzt der Dienst­herr vor­ge­ge­be­ne Quo­ten in sei­nem Bereich punkt­ge­nau oder annä­hernd punkt­ge­nau um, ist er ver­pflich­tet, die Leistungs­gesamt­bewertung bei einer oder einem der Richt­wert­vor­ga­be mög­li­cher­wei­se unter­fal­len­den Beschäf­tig­ten plau­si­bel zu machen.
  • Soweit der Dienst­herr in sei­nem Bereich Abwei­chun­gen von den Richt­wer­ten prak­ti­ziert, wird der Nach­weis, ein „Quo­ten­op­fer“, d.h. ein Opfer einer punkt­ge­nau­en Umset­zung der vor­ge­ge­be­nen Quo­te zu sein, jedoch schwie­rig wer­den. Je wei­ter sich der Dienst­herr von den Richt­wer­ten ent­fernt hat, je sub­stan­ti­ier­ter muss die Beur­teil­te oder der Beur­teil­te dar­le­gen und bewei­sen, dass trotz Abwei­chung von der Quo­te die dienst­li­che Beur­tei­lung nicht den wirk­li­chen Leis­tungs­stand wie­der­spie­gelt (OVG Rhein­land-Pfalz v. 13.5.2014 — 2 A 10637/13 OVG -, DÖD 2014, 251).

14. Vor­ein­ge­nom­men­heit der Beur­tei­le­rin oder des Beurteilers

Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen, die ein befan­ge­ner oder vor­ein­ge­nom­me­ner Vor­ge­setz­ter erstellt hat, sind feh­ler­haft (BVerwG v. 23.9.2004 — 2 A 8.03 — Rn. 22 ff.). Das gilt auch in Fäl­len, in denen sich die Beur­tei­le­rin oder der Beur­tei­ler der Hil­fe befan­ge­ner oder vor­ein­ge­nom­me­ner Fach­vor­ge­setz­ter bedient hat.

  • Beam­tin­nen und Beam­te kön­nen bean­spru­chen, dass der Dienst­herr sie gerecht, unvor­ein­ge­nom­men und mög­lichst objek­tiv beur­teilt (BVerwG v. 16.10.2008 — 2 A 9.07 -, Rn. 39, BVerw­GE 132, 110). Ist eine dienst­li­che Beur­tei­lung durch Vor­ein­ge­nom­men­heit der Beur­tei­le­rin oder des Beur­tei­lers beein­flusst, so ist die­ser Anspruch nicht erfüllt und der Dienst­herr zur erneu­ten Beur­tei­lung verpflichtet.
  • Ent­schei­dend ist nicht die aus Sicht der oder des Beur­teil­ten begrün­de­te Besorg­nis der Vor­ein­ge­nom­men­heit, son­dern die aus der Sicht eines objek­ti­ven Drit­ten fest­zu­stel­len­de Vor­ein­ge­nom­men­heit. Die Vor­ein­ge­nom­men­heit kann sich aus der Beur­tei­lung selbst oder aus dem Ver­hal­ten der Beur­tei­le­rin oder des Beur­tei­lers in Ange­le­gen­hei­ten der zu beur­tei­len­den Per­son oder die­ser gegen­über ergeben.
  • Vor­ein­ge­nom­men­heit liegt vor, wenn die Beur­tei­le­rin oder der Beur­tei­ler nicht Wil­lens oder nicht in der Lage ist, die Beur­teil­te oder den Beur­teil­ten sach­lich oder gerecht zu beur­tei­len. Grün­de für eine Vor­ein­ge­nom­men­heit kön­nen veri­fi­zier­ba­re Aver­sio­nen oder ernst­zu­neh­men­de unsach­li­che oder ehr­ver­let­zen­de Äuße­run­gen sein. Kri­tik an der Arbeits­wei­se oder eine kri­ti­sche Ein­schät­zung des dienst­li­chen Ver­hal­tens sowie Strei­tig­kei­ten rei­chen nicht aus, es sei denn, es ist dadurch zu einer nach­hal­ti­gen und fort­wir­ken­den Stö­rung des zwi­schen­mensch­li­chen Ver­hält­nis­ses gekommen.

15. Unzu­rei­chen­de Berück­sich­ti­gung der Schwerbehinderteneigenschaft

Dienst­li­che Beur­tei­lun­gen von schwer­be­hin­der­ten Beschäf­tig­ten sind feh­ler­haft, wenn eine etwa­ige Ein­schrän­kung der Arbeit- und Ver­wen­dungs­fä­hig­keit wegen der Behin­de­rung bei der Bewer­tung ein­zel­ner Leis­tungs­merk­ma­le offen­sicht­lich nicht hin­rei­chend berück­sich­tigt wur­de (vgl. § 5 Abs. 3 BLV; VG Göt­tin­gen v. 24.6.2009 — 3 B 135/09 -, Rn. 35 ff., open­Jur 2012, 49204).

  • Die durch die Schwer­be­hin­de­rung ver­ur­sach­te Min­de­rung der Arbeits- und Ver­wen­dungs­mög­lich­keit einer oder eines schwer­be­hin­der­ten Beschäf­tig­ten muss bei der Bewer­tung der ein­zel­nen Leis­tungs­merk­ma­le ange­mes­sen berück­sich­tigt wer­den. Die Schwer­be­hin­de­rung ist ins­be­son­de­re bei den Merk­ma­len des quan­ti­ta­ti­ven Maßes der geleis­te­ten Arbeit unter Berück­sich­ti­gung des Zeit­fak­tors und der psy­chi­schen und phy­si­schen Belast­bar­keit zu berücksichtigen.
  • Schrei­ben Beur­tei­lungs­richt­li­ni­en z.B. unter Bezug auf Schwer­be­hin­der­ten­richt­li­ni­en vor, dass im Rah­men der dienst­li­chen Beur­tei­lung ein Ver­merk über Art und Umfang der Berück­sich­ti­gung einer behin­de­rungs­be­ding­ten Min­de­rung der Arbeits- und Ver­wen­dungs­fä­hig­keit zu erstel­len ist, ist eine dienst­li­che Beur­tei­lung ohne einen sol­chen Ver­merk fehlerhaft.