Der Per­so­nal­rat kann nach dem Bun­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­setz sei­ne Mit­be­stim­mungs­rech­te als Initia­tiv­rech­te aktiv wahrnehmen.

1. Initia­tiv­rech­te im Rah­men der Mitbestimmung

In Ange­le­gen­hei­ten der Mit­be­stim­mung räumt das Bundespersonal­vertretungs­gesetz (BPersVG) dem Per­so­nal­rat ein Initia­tiv­recht ein (§ 70 BPersVG). Damit kann der Per­so­nal­rat sei­ne Mit­be­stim­mungs­rech­te aktiv aus­üben. Im Unter­schied zum all­ge­mei­nen Antrags­recht des Per­so­nal­rats (§ 68 Abs. 1 Nr. 1 BPersVG) löst das Initia­tiv­recht ein förm­li­ches Betei­li­gungs­ver­fah­ren aus. Das Initia­tiv­recht beschränkt sich aber auf den Bereich der Mitbestimmung.

Das BPersVG unter­schei­det — wie bei den Mit­be­stim­mungs­rech­ten — zwi­schen einem unein­ge­schränk­ten Initia­tiv­recht (§ 70 Abs. 1 BPersVG) und einem ein­ge­schränk­ten Initia­tiv­recht (§ 70 Abs. 2 BPersVG).

Beim unein­ge­schränk­ten Initia­tiv­recht ent­schei­det bei Nicht­ei­ni­gung nach Durch­füh­rung des Stu­fen­ver­fah­rens die Eini­gungs­stel­le. Da das BPersVG bis­her nicht an das Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts (BVerfG) vom 24.05.1995 — 2 BvF 1/92 (BVerfGE 93, 37) ange­passt wur­de, erge­ben sich inso­weit Abwei­chun­gen der Recht­spre­chung zum Wort­laut des BPersVG.

Beim ein­ge­schränk­ten Initia­tiv­recht ent­schei­det bei Nicht­ei­ni­gung nach Durch­füh­rung des Stu­fen­ver­fah­rens die obers­te Dienst­be­hör­de ohne Ein­schal­tung der Eini­gungs­stel­le. Die in § 77 Abs. 2 BPersVG auf­ge­führ­ten Zustim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grün­de sind kei­ne Vor­aus­set­zun­gen für Initia­ti­ven des Per­so­nal­ra­tes. Auch berech­tigt das Initia­tiv­recht den Per­so­nal­rat, per­so­nel­le Maß­nah­men zuguns­ten ein­zel­ner, nament­lich benann­ter Beschäf­tig­ten zu bean­tra­gen (Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt (BVerwG) v. 24.10.2001 — 6 P 13.00 -, Rn. 19, 28 ff., BVerw­GE 115, 205 unter Auf­ga­be der frü­he­ren ableh­nen­den Rechtsprechung).

2. Unein­ge­schränk­tes Initia­tiv­recht (§ 70 Abs. 1 BPersVG)

a) Initia­tiv­recht mit Letzt­ent­schei­dung der Einigungsstelle
  • Tat­be­stän­de des § 75 Abs. 3 Nr. 1 bis 6 BPersVG, soweit kei­ne gesetz­li­che oder tarif­li­che Rege­lung besteht (Maß­nah­men zur Arbeits­zeit und zur Aus­zah­lung der Dienst­be­zü­ge und Arbeits­ent­gel­te, zur Urlaubs­pla­nung, zur Lohn­ge­stal­tung, zu Sozi­al­ein­rich­tun­gen und zur Durch­füh­rung der Berufs­aus­bil­dung bei Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeitnehmern).
  • Tat­be­stän­de des § 75 Abs. 3 Nr. 11 bis 13, 15 und 16 BPersVG, soweit kei­ne gesetz­li­che oder tarif­li­che Rege­lung besteht (Betrieb­li­ches Gesund­heits­ma­nage­ment und Vor­schlags­we­sen, Auf­stel­lung von Sozi­al­plä­nen bei Ratio­na­li­sie­rungs­maß­nah­men, Rege­lun­gen zur Ord­nung in der Dienst­stel­le und zum Ver­hal­ten der Beschäf­tig­ten, Gestal­tung der Arbeitsplätze).
  • Ent­ge­gen dem Wort­laut des BPersVG (§ 70 Abs. 1 BPersVG) besteht nach dem o.g. Urteil des BVerfG nach den Num­mern 11 und 17 kein unein­ge­schränk­tes, son­dern nur ein ein­ge­schränk­tes Initiativrecht.
b) Initia­tiv­recht mit Emp­feh­lung der Eini­gungs­stel­le und Letzt­ent­schei­dung der obers­ten Dienst­be­hör­de nach dem o.g. Urteil des BVerfG
  • Tat­be­stän­de des § 75 Abs. 3 Nr. 14 und 17 BPersVG (Abse­hen von der Stel­len­aus­schrei­bung, Tech­ni­sche Ein­rich­tun­gen zur Ver­hal­tens- und Leistungsüberwachung).

3. Ein­ge­schränk­tes Initia­tiv­recht mit Letzt­ent­schei­dung der obers­ten Dienst­be­hör­de ohne Ein­schal­tung der Eini­gungs­stel­le (§ 70 Abs. 2 BPersVG)

  • Tat­be­stän­de des § 75 Abs. 1 BPersVG (Per­so­nal­an­ge­le­gen­hei­ten der Arbeitnehmer).
  • Tat­be­stän­de des § 75 Abs. 2 BPersVG (Sozia­le Ange­le­gen­hei­ten in Einzelfällen).
  • Tat­be­stän­de des § 75 Abs. 3 Nrn. 7 bis 10 BPersVG, soweit kei­ne gesetz­li­che oder tarif­li­che Rege­lung besteht (Aus­wahl Arbeit­neh­mer für Fortbildungs­veranstaltungen, Per­so­nal­fra­ge­bo­gen und Beurteilungs­richt­linien für Arbeit­neh­mer, Bestel­lung von Ver­trau­ens- und Betriebs­ärz­te als Arbeitnehmer).
  • Tat­be­stän­de des § 76 Abs. 1 BPersVG (Per­so­nal­an­ge­le­gen­hei­ten der Beamten).
  • Tat­be­stän­de des § 76 Abs. 2 BPersVG, soweit kei­ne gesetz­li­che oder tarif­li­che Rege­lung besteht (Aus­wahl Beam­te für Fort­bildungs­veranstaltungen, Per­so­nal­fra­ge­bo­gen und Beurteilungs­richt­linien für Beam­te, Bestel­lung von Ver­trau­ens- und Betriebs­ärz­te als Beam­te, Maß­nah­men zur Hebung der Arbeits­leis­tung und Erleich­te­rung des Arbeits­ab­laufs, Fort­bil­dung der Beschäf­tig­ten, Ein­füh­rung grund­le­gend neu­er Arbeits­me­tho­den, Aus­wahl­richt­li­ni­en, Gel­tend­ma­chung von Ersatz­an­sprü­chen, Maß­nah­men zur Gleich­stel­lung von Frau­en und Männern).